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Am 16.07.2014 hatte ich meine Periode. Wir wollten Krümelkind Nummer 1 ein Geschwisterchen schenken - es wurde auch Zeit.
Am 16.08.2014 hatte ich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand.
Das habe ich mir bereits gedacht, denn an 2 Tagen davor hatte ich dolles Ziehen in den Brüsten und einen wahnsinnigen Hunger auf Sauerfleisch. (Habe mir dann Sülze gekauft, weil es nirgens Sauerfleisch gab - eigentlich total ekelig - aber da war es lecker)
Am 25.08.2014 hatte ich bereits einen Arzttermin. Ein neuer Arzt, weil wir vor kurzem in eine andere Stadt gezogen sind.
Eigentlich wollte ich den Termin "irgendwann in den nächsten Tagen oder Wochen" bekommen, bekam ihn aber sofort.
Im Ultraschall sah man eine Fruchthöhle. Mehr nicht, kein Embryo. Das war ja auch klar.
Den nächsten Termin hatte ich am 09.09.2014, ein Dienstag.
Krümelkind Nummer 2 war da. Das kleine Herz schlug.
Meine Schwangerschaftswoche, die bei 7 + 6 war, wurde laut Ultraschall auf 6 + 2 gestuft.
Der Entbindungstermin sollte demnach der 03.05.2015 sein.
Krümelkind 2 war 4,4 mm groß.
Den nächsten Termin bekam ich für den 23.09.2014. Da sollte ich dann auch den Mutterpass erhalten.
Es war wie bei Krümelkind 1, keine Übelkeit, kein Unwohlsein, keine Müdigkeit, alles toll.
Am Freitag Nachmittag war ich auf der Toilette und bemerkte etwas bräunlichen Ausfluss auf dem Toilettenpapier.
Angst, Panik, mein Arzt war um die Uhrzeit auch nicht mehr zu erreichen.
Ich googelte, die meisten Aussagen waren, dass braunes Blut altes ist, und eher nicht schlimm sei.
Es war auch nicht lange und auf keinen Fall viel. Nach einer halben Stunde war alles ok.
Ich hab mich hingelegt, die Beine hochgelegt und Magnesium genommen.
Samstag war alles normal. Ich war Arbeiten, alles völlig ok.
Sonntag auch.
Montag hatte ich wieder etwas bräunlichen Ausfluss am Abend. Ok dachte ich, vielleicht war die Runde mit dem Hund zu groß, schon dich mal.
Dienstag, 16.09.2014, der Ausfluss war noch da. Es war ein leichter roter Blutschleier zu erkennen.
Um kurz nach 9 Uhr war ich beim Arzt.
Er meinte, brauner Ausfluss sei gar nichts ungewöhnliches, kann von der Nidation kommen, schauen wir mal nach.
Dann wurde er still. Ich sah es. Ich sagte "kann es sein, dass das Herz wesentlich langsamer schlägt als beim letzten mal" er bestätigte, sagte aber, dass das Flimmern wohl vom Ultraschall kommt (glaube ich, denn ab da war ich nicht mehr ich selbst). In einer anderen Einstellung war sichtbar, dass Krümelkind 2 einfach nur da lag, riesig groß an die Wand projiziert und doch so winzig. Es sah aus, als hätte es sich an den unteren linken Rand seiner Höhle gekuschelt Ich starrte es an, sagte mir "jetzt schlag schon, los mach schon".
Aber es schlug nicht. Ich glaub in der nächsten Einstellung kontrollierte der Arzt die Durchblutung. Um die Fruchthöhle herum war alles durchblutet. Krümelkind nicht.
Ich war wie erschlagen. Es war doch alles ok. FUCK
Mein Arzt hat alles Gemessen. Mein totes Krümelchen, die Fruchthöhle, alles. Ich weiß nicht wie groß mein Krümelkind ist.
Ich habe es nur angestarrt, wie in Trance.
Ich bin schon der Meinung, dass es sich verändert hatte seit der letzten Untersuchung. Aber Krümelkind sollte nicht leben.
Ich bekam Blut abgenommen und mir wurde alle Unterlagen, die ich für die Ausschabung ausfüllen muss mitgegeben.
Morgen, am 19.09.2014 um 7:30 Uhr habe ich den Termin.
Ich blute seit Dienstag Nachmittag, es wird immer stärker, jedoch ist meine normale Periode um längen stärker. Gestern hatte ich häufig leichte Schmerzen im Unterleib. Unangenehm aber gut auszuhalten.
6 Stunden vor dem Eingriff muss ich 2 Tabletten Cytotec einnehmen.
Ich fände es schön, wenn Krümelkind 2 hier "rauskommen" würde.
Ich stehe völlig neben mir. Ich weine viel, esse gar nicht mehr, bin körperlich runter und habe Angst vor dem Eingriff, der morgen Ambulant in der Praxis unter leichter Narkose durchgeführt wird.
18.09.2014
Am Nachmittag habe ich ein Gewebestück von ca 5 cm Durchmesser ausgestoßen. Der Unterleib spannte, war aber gut auszuhalten, an Schmerzmittel brauchte ich nicht mal denken.
Gegen 18:15 Uhr guckte ich, ob ich nach dem Pipimachen noch etwas auffangen konnte (habe an dem Tag häufig ein Glas unter mich gehalten um zu sehen, ob ich irgendwas wichtiges ausscheide).
Ohne Wehen, ohne Schmerzen, ohne Anzeichen "gebar" ich wieder einen Gewebehaufen, wieder von etwa 5 cm Durchmesser.
An einer Stelle war ein Knubbel zu sehen, der mit einer hellen Gewebeschicht überzogen war.
Vorsichtig, mir Nagelschere und Pinzette, habe ich diese Gewebeschicht aufgeschnitten und die Fruchtblase samt Krümelkind 2 freigelegt.
Zumindest etwas. Ich wollte keinesfalls die Fruchtblase öffnen.
Krümelkind 2 lag in seiner Welt. Wie schlafend. Winzig und irgendwie irreal. Ein Mensch und doch irgendwie nicht.
Ich war traurig, gleichzeitig aber auch froh, dass ich mein Krümelkind sehen durfte. Ich habe es Fotografiert, denn begraben werde ich es nicht können. Diese Erinnerung, diese Bilder, sind für mich ei kleiner Schatz. Mich von meinem Krümelkind zu verabschieden war glaube ich ein sehr wichtiges Anliegen, um den Schmerz besser verarbeiten zu können.
Krümelkind wurde in einem verschließbaren Glas mit Wasser für den Arzt aufbewahrt.
Die Tabletten, Cytotec, habe ich in der Nacht um halb 3 trotzdem genommen. Ich habe gehofft keine Ausschabung mehr zu brauchen, wusste aber nicht, was der Arzt dazu meint. Ich dachte, wenn der Muttermund offen ist und die Gebärmutter weitestgehend leer, dann werde ich durch die Tabletten auch keine Krämpfe der Wehen bekommen. Wenn doch noch was drin sein sollte, dann wird es hoffentlich Ausgestoßen und ich brauche keine Ausschabung.
2 Stunden nach der oralen Einnahme der 2 Tabletten bekam ich Durchfall. Nicht so schlimm, hatte ja die Tage über fast nichts gegessen.
19.09.2014
Die Ausschabung wurde trotzdem durchgeführt. Unter Vollnarkose, bei meinem Arzt in der Praxis, morgens um 7:30 Uhr
Ich hatte so einen schiss. Ich hasse Narkosen, dieses hilflose Gefühl, die Benommenheit danach, alles einfach.
In der Praxis waren alle total lieb zu mir. Mir ging es auch eigentlich ganz gut - verhältnismäßig. Vom Aussehen her könnte ich jedem Zombie gewaltige Konkurrenz machen.
Ich machte mich untenrum frei, durfte ein Satin Nachthemd aus der Praxis anziehen und mich auf den Operationstisch legen. Meine Beine wurden fixiert, dann duselte ich auch schon weg.
Als ich wachwurde war ich völlig desorientiert. Mein Kopf tat weh, mein Unterleib schmerzte unangenehm und ich bekam Sodbrennen.
Nach einigen Minuten ging es mir besser.
Ich bekam Kaffee und Wasser, danach ging es mir sehr viel besser.
Die Arzthelferin, die mit im Op war sagte, dass ich eben alle zum Lächeln gebracht hätte. Als ich aus der Narkose aufwachte soll ich gesprochen haben. Die Worte waren ganz schlicht
Fuck Fuck
Ich weiß davon rein gar nichts. Ich weiß nur, das genau das die richtigen Worte dafür sind.
Am 30.09.2014 habe ich den Kontrolltermin. Ich denke, es wird alles gut verheilen. Die körperlichen Wunden zumindest.
Die seelischen sind zum Glück bereits weniger geworden, werden aber noch ein ganzes Weilchen anhalten.
Heute, einen Tag nach der Op, blute ich gar nicht mehr. Gestern war es schon sehr wenig, heute ist es weg. Nur der leichte Wundschmerz ist zu vernehmen. Ich schone mich, aber kann wieder so halbwegs ich selbst sein
November
Am 23.10.2014 bekam ich meine Periode. Die Blutung war stärker als sonst - wirklich nicht angenehm. Sie dauerte ein - zwei Tage länger als sonst.
Gerade müsste ich in der Zeit des Eisprungs sein.
Ich hatte Vorvorgestern und Vorgestern ein komischen ziehen und leichte Schmerzen im Unterleib, etwa beim linken Eierstock.
Vielleicht war es dieser berüchtigte Mittelschmerz. Ich habe nie meinen Eisprung anhand dessen festgestellt, aber zeitlich würde es passen.
Wir haben das Wochenende und den eventuellen Eisprung zumindest genutzt - auch wenn ich laut Frauenarzt noch einen Zyklus warten sollte.
Entweder es hat geklappt, oder wir versuchen es wieder.
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